
Wie eine hässliche Kakerlake liegt der graue Betonklotz da, unheimlich, bedrohlich und abweisend. Spitze Fenster ragen aus dem Bau wie wehrhafte Stacheln einer gepanzerten Echse. Unweigerlich erinnert die Architektur an ein Schlachtschiff, aus dessen Rumpf Kanonenrohre ragen und auf Deck hohe Schornsteine eine Menge Dampf erzeugen. Doch der Kapitän hat die Brücke verlassen. Das Schiff liegt verlassen vor Anker und beginnt zu verwittern: Es handelt sich um den sogenannten Mäusebunker in Berlin Steglitz-Lichterfelde.





Bis 2019 war in dem Bunker die Forschungseinrichtung für experimentelle Medizin der Charité untergebracht, zuvor bis 2003 die Zentralen Tierlaboratorien der Freien Universität Berlin. In dem Gebäude wurden Versuchstiere gezüchtet und Tierversuche durchgeführt: an Mäusen, Hunden, Schweinen oder Pferden.



Schließlich war der Bau nicht mehr zeitgemäß, die Betriebskosten liefen aus dem Ruder, Havarien drohten. Außerdem ist Asbest im Mäusebunker verbaut. Die letzten Mitarbeiter zogen 2020 in einen Neubau um, der sich auf dem Campus Berlin-Buch befindet.


Der Mäusebunker befindet sich auf dem Klinik-Campus Benjamin Franklin und liegt an der Krahmerstraße. Der pyramidenförmige Bau mit den charakteristischen blauen Lüftungsrohren entstand nach Entwürfen von Gerd und Magdalena Hänska im Stil des Brutalismus. Hauptmerkmal des Baustils ist die Verwendung von Sichtbeton. Mit dem Bau wurde 1971 begonnen, die Fertigstellung gelang wegen Unterbrechungen erst 1981.






Die Charité plante seit 2017, den Mäusebunker und das in der Krahmerstraße gegenüberliegende Institut für Hygiene und Umweltmedizin abzureißen. An deren Stelle sollten neue Bauten zu Forschungszwecken entstehen. Spätestens seit die Öffentlichkeit 2019 von den Abrissplänen erfuhr, ist eine Debatte um den Erhalt der Gebäude entstanden, angetrieben von einer Petition gegen den Abriss. Das ebenfalls im Stil des Brutalismus errichtete Hygieneinstitut steht inzwischen unter Denkmalschutz.




Für den Mäusebunker läuft derzeit ein Modellverfahren, das die Möglichkeiten zur Erhaltung und Neunutzung des markanten Bauwerks prüft. Befürworter sehen in dem Mäusebunker ein erhaltungswürdiges Einzeldenkmal, ein einzigartiges architektonisches Werk des Brutalismus.

Fotos © 2022 Seelenkompott
Das ist aber wirklich ein angsteinflößendes Gebäude. Mit der Tierversuchs-Vergangenheit schreit das ja fast nach Horror-Film!
Ist das ein Ost- oder West-Gebäude?
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Ja, die Nutzung macht es noch einmal gruseliger. Das Gebäude liegt süd-westlich, also im Westen.
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Satanarchäolügenialkohöllisch stark
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Hässlich und faszinierend zugleich.
Kannte ich bisher noch nicht.
Dankeschön fürs Zeigen und Liebe Grüße zu dir 🙂
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Danke Nati, so sehe ich das auch. Viele Grüße zurück! 🙂
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Lieben Dank.
Ja, manche Gebäude machen einfach neugierig.
Einen schönen Abend dir.
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Dir auch einen schönen Abend!
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🙂🙏
Schön, dich mal wieder gesehen zu haben.
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